Schweigend miteinander reden
In Attendorn haben vor einigen Jahren Schüler und Schülerinnen fünf Tage getestet, ob der Mensch ohne (gesprochene) Sprache gesellschaftsfähig ist. Ihr Fazit: Man kann ohne Sprache leben, aber mehr Spaß macht es mit.
Das erinnert mich an eine Erfahrung aus meiner letzten Kur. Auf einem Spaziergang mit Lisa - einer anderen Patientin - haben wir vereinbart, eine halbe Stunde miteinander spazieren zu gehen, ohne miteinander zu reden. Das war eine der Erfahrungen aus meinem Leben, die mir tief in Erinnerung geblieben ist, weil unsere Kommunikation ohne Sprache auf der gefühlsmäßigen Ebene sehr intensiv war. Und - das finde ich auch ganz spannend - ich habe die Natur um uns herum ebenfalls tiefer wahrgenommen, als wenn ich in ein Gespräch vertieft gewesen wäre.
Wir haben nicht nur unsere gesprochene Sprache als Mittel für Kommunikation, sondern auch noch Gestik, Mimik und Einfühlungsvermögen. Alle diese Elemente machen - sinnvoll miteinander kombiniert - eine guten und befriedigenden Austausch zwischen uns Menschen aus.
Wir sollten mehr schweigen und stattdessen unseren Mitmenschen zuhören. Nur so ist es möglich, seine Mitmenschen in seinen Gefühlen und Gedanken wirklich kennen zu lernen.